News! Matterport launcht Pro3 Kamera und neue Cloud - MESH IMAGES BERLIN

News! Matterport launcht Pro3 Kamera und neue Cloud

Nach wochenlangen Gerüchten war es gestern endlich soweit: Matterport hat die neue Pro3 Kamera offiziell angekündigt und - zu meiner Überraschung - auch den Launch der neuen Matterport Cloud Plattform!

Zuerst ein Blick zurück

Alle von Matterport entwickelten Kameras waren ja Meilensteine im Reality Capturing, daher lohnt sich zum Einstieg ein kurzer Rückblick auf die zwei Vorgängermodelle.

Die Matterport Pro1

Die Pro1 wurde im Juni 2014 veröffentlicht und sorgte weltweit für einen Wow-Moment, indem sie als erstes System die 360° Fotografie mit 3D Scandaten zu einer einzigartigen immersiven Präsentation verband - den sogenannten Matterport Showcase. Dieser Showcase begeistert heute noch mit der "oft kopierten, aber nie erreichten" 3D Dollhouse Ansicht und der fantastischen Virtuellen Tour, die sich so real anfühlt, als wäre man tatsächlich dort.

So wurde Matterport damals beworben (bitte das Bild klicken für den Clip):

Matterport Pro1 Rückblick

 

Ich importierte die Matterport Pro1 im Oktober 2015 und dürfte damals einer der ersten Anbieter in Deutschland gewesen sein.

Was mich von Matterport überzeugte, war das einzigartige Paketangebot. Denn für eine relativ geringe monatliche Gebühr von 49 USD konnte man jeden Monat drei Modelle mit bis zu 100 Positionen aufnehmen sowie 100 Modelle hosten. Und man hatte auch Zugang zu allen aufgenommenen Daten - also Fotos, 4K Panoramen und die 3D-Datei des Raums im OBJ Format.

Weitere Credits gab es für 19 USD und für ein kleines Modell brauchte man 1 Credit und für ein großes Modell mit mehr als 100 Scanpunkten 2 Credits. Nachteile waren in meinen Augen die Bindung der 3D Tour (und Kamera) an die Matterport Cloud, der stolze Preis von netto 3.995 USD für die Pro1 Kamera und die Tatsache, dass man mit der Kamera im Grunde nur Innenräume aufnehmen konnte. 

Die Matterport Pro2

Drei Jahre später, am 15. Juni 2017, wurde die Pro2 veröffentlicht. Äußerlich optisch weitgehend unverändert brachte diese Kamera einige Neuerungen hervor, insbesondere in der Aufnahmequalität.

Die Auflösung wurde auf rund 134 MP (Megapixel) pro Panorama von 32 MP vervielfacht. Nun konnte man in der Tour auch zoomen (cool!) und zudem konnte man von diesen Panoramen auch hochauflösende Snapshots insbesondere für die Immobilienkunden ziehen. Auch reine 360° Foto-Aufnahmen wurden ermöglicht, die sogenannten 360Views, die insbesondere für Außenaufnahmen interessant waren.

Zudem wurde kurz nach der Veröffentlichung der Pro2 das Fast Scanning implementiert, das die Aufnahmegeschwindigkeit pro Scanposition von ca. 60 Sekunden auf ca. 30 Sekunden halbierte. Eine Wohltat für den Fotografen und für die ggf. anwesenden Auftraggeber.

Erinnern wir uns (bitte klicken für den Clip)

Matterport Fast Scanning Pro2

 

Rückblickend hat Matterport mit der Pro2 den Grundstein für die technische Weiterentwicklung der Plattform in den letzten 5 Jahren gelegt.

Der Scanner ist zwar unverändert zur Pro1 geblieben, jedoch die Auflösung von 134 MP im Panorama wurde dazu genutzt, um schließlich Cortex AI zu entwickeln, d.h. die Möglichkeit auch die Bildinformationen in die Erstellung des 3D Modells einfließen zu lassen.

Mit Cortex AI wurde die Matterport Cloud auch für Aufnahmegeräte von anderen Herstellern geöffnet - für kleinere 360° Kameras, aber auch für Mobiltelefone und für einen Laser-Scanner - den Leica BLK360. Erwähnt werden sollte auch, dass erst mit der Pro2 serienmäßig ein GPS Sensor in die Kamera verbaut wurde. Mit der Pro1 waren noch Inkognito-Scans möglich, bei denen Matterport keine Chance hatte, herauszufinden, wo sich das aufgenommene Objekt befindet.

Leider wurden mit der Einführung der Pro2 auch einige Vertragsbedingungen verschlechtert.

Zuerst wurde die Gratis 3D-Datei kassiert zugunsten des zugegeben großartigen Matterpaks. Dann wurden die Processing-Credits nur noch auf kleine Modelle bis zu 100 Positionen limitiert. Und schließlich wurde ein neues Vertragsmodell für alle Neukunden eingeführt, das zwar Gratis-Processing für alle Aufnahmen anbietet, aber im Gegenzug die laufenden Hosting-Kosten pro Modell mindestens verfünffacht hat.

Für die alten Kunden, die mit ihren vielen Modellen nicht auf die teuren neuen Hosting-Verträge wechseln wollten oder konnten, wurden die alten Verträge freundlicherweise fortgeführt, als sogenannte "grandfathered Classic Plans". Im Gegenzug wurden aber auch für jede neue Plattform-Innovation, die etwas mit Processing zu tun hatte, ziemlich hohe Gebühren für die Matterport-Opas eingeführt. Und nicht zu vergessen die 49 USD für das Matterpak, das vorher zumindest teilweise im Vertrag enthalten war. 

Höchste Zeit also, nach vorne zu schauen: Was bringt uns die neue Matterport Pro3?

 

Die Matterport Pro3

Nun wurde also gestern, am 30. August 2022, die Matterport Pro3 Kamera angekündigt. Verfügbar ab September 22 in den USA und ab Oktober 22 in Europa und in weiteren Teilen der Welt. Und um den Technik-Parcours etwas abzukürzen, verweise ich für die einzelnen technischen Spezifikationen auf die nachfolgende Übersicht:

Matterport Pro3 Spezifikationen
Und nachstehend im Gif noch das Design der Pro3 Kamera mit der Aufnahmegeschwindigkeit in Echtzeit - flott, was? Und wer möchte, kann auf das Bild klicken und kommt dann zum sehenswerten Matterport Pro3 Unboxing-Video vom Matterport Evangelisten Amir für noch mehr technische Informationen.
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Matterport Pro3 Rotation Echtzeit

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Was ist neu an der Pro3?

Kurz gesagt - im Grunde alles. 

Das Design ist schlanker und die Kamera deutlich kleiner und leichter. Das wurde im wesentlichen dadurch erreicht, daß man von einem großen Akku für 8 Stunden Aufnahmezeit auf kleine, austauschbare Akkus für je max. 2-3 Stunden Aufnahmezeit gewechselt ist. Für einen großen Job wird man 3-4 Akkus benötigen, aber dafür muss man die Kamera auch nicht mehr spät Abends an die Stromversorgung hängen, um am nächsten Tag das Projekt fortsetzen oder ein neues Projekt beginnen zu können. Zusätzliche Akkus gibt es z.B. hier.

Das alte 3-Linsen Konzept der Pro1 und Pro2 wurde gegen eine fantastische neue Linse mit 1 Zoll Sensor (20 MP) getauscht für 134 MP Panoramen, die jetzt mit nur noch 4 Aufnahmen erstellt werden (in 5-fach HDR). Die Kamera dreht sich also nur noch 4 mal und als Fotograf muss ich mich entsprechend flott hinter der Kamera bewegen, wenn ich nicht auf den Aufnahmen erscheinen möchte. Die Pro3 kommt mit einem noch schnellen Aufnahmeprozess - unter 20 Sekunden pro Scanpunkt. Und die neue Optik mit 1 Zoll Sensor verspricht deutlich verbesserte Farben und Details. Und noch wichtiger: der Aufbau mit nur noch einer Linse sollte endlich die Probleme mit den "ausgefressenen Rändern" in den Aufnahmen beheben.

Und dann noch die wichtigste Neuerung - der Laser. Damit werden so viele Probleme der Pro1 und Pro2 auf einen Schlag gelöst. Deckenhöhen von bis zu 25 Metern sollten problemlos machbar sein. Auch 3D Außenaufnahmen sind dann kein Problem mehr, weil der echte LiDAR im Gegensatz zu den alten Scannern nicht lichtempfindlich ist. Die 3D Scandaten versprechen deutlich bessere Detailinformationen und Verwendbarkeit in professioneller 3D Software. Und der Laser hat eine größere Reichweite, wodurch größere Abstände zwischen den Scanpositionen möglich werden. Man kommt schneller ins Ziel.

Also alles super? 

Leider noch nicht, wobei die Betonung auf "noch" liegt. Denn in der mit dem Release gezeigten Matterport 3D Tour kann man deutlich sehen, dass die Matterport Cloud noch (!) nicht auf die neue Pro3 Kamera eingestellt ist. Da ist noch sehr viel Optimierungsbedarf: Transitions, 3D Ansicht/Dollhouse und auch in den Farben und Details ist noch viel Luft nach oben.

 

Mein Zwischen-Fazit zur Pro3

Das wird eine tolle Kamera für Profis, die den Umgang mit Matterport perfekt beherrschen und genau wissen, wie sie sich zu bewegen haben. Denn die Fehler, die man in einer Matterport Aufnahme schon mit der Pro1/Pro2 machen konnte, die wird auch die Pro3 nicht beheben können. D.h. über die Qualität eines Modells entscheidet weiterhin die Qualifikation und Erfahrung der Fotografen. 

Und inwieweit die Pro3 im Baubereich mit den Lasern von Leica mithalten kann, wird sich erst zeigen, wenn das erste Feedback von den Architekturzeichnern zu den Scandaten der Pro3 eintrifft. Und hier - im AEC Bereich - wird sich meines Erachtens auch entscheiden, ob die Matterport Pro3 ein Erfolg werden kann oder nicht. 

Denn für alle anderen Use Cases kann ich mit der Kombination aus einer Pro2 mit dem BLK360 und mit ggf. mit noch ein paar aus der Hand geschossenen Bildern einer professionellen Fotokamera problemlos mithalten. 

Aber Moment, da gab es doch noch einen Release gestern?

 

Die neue Matterport Cloud Plattform

In der Cloud spielt die Musik - und das insbesondere bei Matterport!

Beginnen wir mit den drei neuen Features: Guided Tours, Guided Tags und Matterport Views.

Guided Tours

Die Guided Tours erhalten ein tolles Upgrade für besseres Storytelling. Hier im Gif sieht man schon, was man erwarten kann: Headlines und erklärende Texte zu jeder Position.

 Matterport Guided Tours New Cloud

 

Guided Tags

Die Mattertags erhalten eine Suchfunktion und eine Funktion, um von Tag zu Tag durch den Showcase zu springen. Ist ganz gelungen, aber am Handy bleibt mit der Matterport Tag-Navigation vom Showcase nicht mehr viel übrig. Für solche Funktionen sind die Showcases einiger Overlay Anbieter m.E. die bessere Lösung (z.B. Openhaus oder MPskin).

 Matterport Guided Tags

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Matterport Views

Die Matterport Views richten sich wieder mehr an die grossen Business Kunden und den Einsatz von Matterport für Management, Training und Planung in Unternehmen. Matterport Views ermöglichen die Definition von Nutzergruppen, denen dann individuelle Tourinhalte (insbesondere Tags) angezeigt werden können. So sieht das aus:

Matterport Views Enterpise Solution

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Aber die für mich größte Neuerung wurde eigentlich nur in einem Nebensatz erwähnt.

Showcase Streaming

Denn die neue Matterport Cloud setzt auf Streaming Technik. Bisher wurde der Showcase und das 3D Dollhouse als Paket heruntergeladen. Der Detailgrad des Dollhouses war auf 50.000 Polygone limitiert. Das ist nun Vergangenheit, denn die neue Matterport Cloud streamt den Showcase und hebt damit alle bisher bestehenden Limitationen auf. Die neuen Matterport Showcases können in Theorie beliebig groß werden! 

Cortex AI

Auch das Cortex AI Rendering, so schreibt Matterport, soll in der neuen Matterport Cloud eine 5x größere Reichweite bekommen, wodurch dann auch mit 360° Kameras die Deckenhöhen voll erfasst werden können.

Das geht natürlich irgendwo wieder gegen die Pro3, wenn ich mit einem 360 View auf einmal auch die volle Deckenhöhe einfangen kann. 

Enterprise Features (Release vom Juni 2022)

Für die Enterprise Kunden wurden noch weitere Features angekündigt, z.B. eine Account API, die für den Einsatz in großen Organisationen gedacht sind. Hier werden Nutzer-Rechte verwaltet. Aber das können wir auch schon mit unserem Showcase Player von MPskin.  

 

Mein Fazit zur Pro3 und zur neuen Cloud

Man sieht schon, alles wird größer, weiter und höher bei Matterport.

Die Pro3 wird eine fantastische 3D Kamera mit herausragender Bildqualität und unvergleichlich schnellen Scan-Prozessen. Wenn Scan-Prozesse eine Zukunft haben, dann hat auch die Matterport Pro3 Kamera eine Zukunft. Kurzfristig wird die Pro3 in jedem Fall neue Möglichkeiten und Chancen im Markt eröffnen. Und die Aussicht auf noch größere Matterport Modell-Welten, die uns die neue Cloud mit Streaming-Technik eröffnen wird, bringt das Metaverse ein ganzes Stückchen näher.

Der einzige Malus, der meine Begeisterung etwas trübt, ist die Information, dass mein "grandfathered classic-accout", den ich seit dem Jahr 2015 habe, nicht mehr mit der Pro3 kompatibel sein wird. D.h. für meinen Opa-Vertrag und für einen grossen Teil der darin gespeicherten 3D Modelle wird es in absehbarer Zeit eng werden. Ich hoffe sehr, dass es hier nicht bald häufiger heisst: "Oops, model not available."

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